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Einiges über die Bewohner der Gemeinde Wallstein  

 

 

Musterung 1935-37 Männer mit Sensen Musterung 1930  

Gaststätte Hoffmann   

Gruppe vor Kriegerdenkmal     

 

(Nach einer Vorlage von Rudolf Hockauf)

Die Bewohner der Gemeinde Wallsteins waren mit Leib und Seele in ihren Heimatort verwurzelt.  Wallstein war eine hochgelegene Gebirgsgemeinde, am Ortseingang bei der Kapelle 476 m. über N. N., die Heinrichshöhe in Verlorenwasser 793 m und gegenüber von Titze (Nr.19) Koppe Wallstein war um 5 m höher. Zum größten Teil gingen die Felder bis über die Koppen (Höhenrücken) hinaus. Die Felder waren sehr steil, der Untergrund war Lehm­ und Steinboden (auch etwas Felsen). Wiesen gab’s wenig, nur in Vertiefungen und unten unweit vom Bach. Die Felder waren schwer zu bearbeiten, darum musste schweres Zugvieh sein, Pflüge (zweischarige Wendepflüge) und sonstige Ackergeräte waren alle erstklassig. Der Acker wurde stets bergauf gepflügt, was fürs Zugvieh und Ackersmann auf den steilen Lehnen sehr anstrengend war.

Die Wägen waren so leicht wie nur möglich aus Holz gebaut, aber gut beschlagen mit Eisen, weil sie leicht sein mussten. Zum Dünger fahren waren extra leichte Wägen notwendig, um etwas mehr Dünger aufladen zu können. Ein Großteil Dünger wurde im Winter mit den Schlitten auf die ganz beschwerten Ackerstücke gefahren (wo es zu steil mit den Wagen war) und in große Haufen gesetzt, was zum Frühjahrsanbau ein großer Behelf war. Der Acker wurde aufs intensivste bearbeitet, an Dünger und Kunstdünger wurde nach Möglichkeit nicht gespart, was auch zu guten Erträgen führte. Auf unseren zum größten Teil sehr beschwerten Gebirgsäckern war das Getreide an Größe und Qualität gut, auf den Anhöhen und Kämmen war wenig Ackerkrume. Einerseits wurde der Humus mit den Ackergeräten weggezogen, andererseits blies ihn der Sturm weg. Übrig blieben die blanken Steine.

Im allgemeinen wurde nach der 7 Felder Fruchtfolge angebaut, jeden Acker nach seinen Verhältnissen ( z.B.: der Dünger langte nie oder es war ein Stück, ein Flecken ausgewintert).

Fruchtfolge: 1. Roggen oder Weizen, 2. Gerste, 3. Hafer, 4. Kartoffeln oder Mischling (gewöhnlich Wicke mit Hafer) auch mit  Erbse oder Gerste gemischt, 5. wieder Roggen (auch eine Sommerfrucht) und 6. Klee, der für Landwirte wichtig war, die keine Wiesen hatten. Die Viehhaltung war die Haupteinnahmequelle, deswegen musste viel Futter zusätzlich zu Grünfutter und Heu gepflanzt werden. Getreide (Mischling, Gerste, Hafer, Roggen) wurde an Schweine, Milch-, Mast- und Zugvieh verfüttert.

Auf Zugtiere (Pferde, Ochsen und Kühe) wurde großer Wert gelegt. Erstens für den eigenen Gebrauch, weil alles sehr beschwert war, zweitens Verkauf zum Schlachten oder als Zugvieh.  Mit dem Viehhandel besserten einige ihr Einkommen auf.

 

Milch wurde entrahmt, die Butter verkauft und die Magermilch  an Schweine verfüttert. Händler holten die Butter und Eier  bei den Bauern.

Größtenteils waren Landwirte auch Handwerker und machten vieles selber (mauern, zimmern tischlern, wagnern und vieles mehr). 

Die Gebäude waren alle in den letzten zwanzig Jahren generell erneuert, etwa zwanzig neu gebaut, die Dächer (die meisten mit Eternit  oder Schiefer gedeckt, nur noch wenige Schindelbedachungen) durchwegs in Ordnung. Viele hatten auch einzelne Gebäudeteile er­neuert, fast alle besaßen Wasserleitung oder Pumpen. Fürs Vieh gab es Selbst­tränken und Pflasterung in den Stallungen sowie Jauchegruben. 

Nach der Ackerfläche hatte fast jeder zuviel Vieh. Es wurde jeder Rand und Weg sowie alle unproduktiven Grünflächen abgemäht. Besonders die Klein-Wallsteiner Bauersfrauen (die Besitze waren klein, die Männer gingen periodisch zur Herrschaft Holz fällen, was einen guten Nebenverdienst brachte) holten fast täglich zusätzlich in großen Säcken Gras aus dem Wald. Oft trugen sie die schwere Last auf dem Rücken von weit her. Das Gras wurde im Wald parzellenweise von der Herrschaft verkauft,  was besonders die Verlorenwasser Bauern (darunter auch einige Holzfäller) nachfragten. Der Grasmäher war bei uns die rentabelste Maschine. Er war fast überall zu verwenden. Nur auf den ganz steilen Hängen konnte er wegen des Wendens nicht eingesetzt werden. Der Kartoffelroder war bei einigen auch schon im Einsatz.

Getreide, viele hundert Doppelzentner, wurden in den landw. Speicher nach Olbersdorf gefahren.  Hafer wurde an Fuhrwerker verkauft.

Der Dorfweg war, seit Wallstein bestand, ein Stiefkind, besonders von Heinzendorf heraus. Im Frühjahr, während Tau- oder Regenwetter war der Weg fast unbefahrbar. Wallstein und Heinzendorf hatten für Wegverbesserungen ganz taube Ohren. Es war oft unmenschlich wie die Zugtiere auf diesem weichen, lehmigen da. 1,5 km langen Weg geschunden wurden.

Die Geldverhältnisse waren im allgemeinen bei allen Bauern gut. Alle waren Sparer, fast jeder hatte einen Nebenverdienst. Die Frauen Zuhause waren tonangebend und tüchtig in jeder Richtung, so waren allerhand Einlagen in der örtlichen Raiffeisenkasse. Einige legten ihr Geld bei auswärtigen Kassen an, damit man nicht wissen sollte, was sie gespart hatten.

Die Wallsteiner Bauerntöchter waren sehr tüchtig und sehr gesucht, auch wegen ihrer Mitgift.