(Nach einer Vorlage von Rudolf
Hockauf)
Die
Bewohner der Gemeinde Wallsteins waren mit Leib und Seele in ihren Heimatort
verwurzelt. Wallstein war eine
hochgelegene Gebirgsgemeinde, am Ortseingang bei der Kapelle 476 m. über N. N.,
die Heinrichshöhe in
Verlorenwasser 793 m und gegenüber von Titze (Nr.19)
Koppe Wallstein
war um 5 m höher. Zum größten
Teil gingen die Felder bis über die Koppen (Höhenrücken) hinaus. Die Felder
waren sehr steil, der Untergrund war
Lehm und Steinboden (auch etwas Felsen).
Wiesen gab’s wenig, nur in Vertiefungen und unten unweit vom Bach. Die Felder
waren schwer zu bearbeiten, darum musste schweres Zugvieh sein, Pflüge
(zweischarige Wendepflüge) und sonstige Ackergeräte waren alle
erstklassig. Der Acker
wurde stets bergauf gepflügt, was fürs Zugvieh und Ackersmann auf den steilen
Lehnen sehr anstrengend war.
Die
Wägen waren so leicht wie nur möglich aus Holz gebaut, aber gut beschlagen mit
Eisen, weil sie leicht sein mussten. Zum Dünger fahren waren extra leichte Wägen
notwendig, um etwas mehr Dünger aufladen zu können. Ein Großteil Dünger
wurde im Winter mit den Schlitten auf die ganz beschwerten Ackerstücke gefahren
(wo es zu steil mit den Wagen war) und in große Haufen gesetzt, was zum Frühjahrsanbau
ein großer Behelf war. Der Acker wurde aufs intensivste bearbeitet, an Dünger
und Kunstdünger wurde nach Möglichkeit nicht gespart, was auch zu guten Erträgen
führte. Auf unseren zum größten Teil sehr beschwerten Gebirgsäckern war das
Getreide an Größe und Qualität
gut, auf den Anhöhen und Kämmen war
wenig Ackerkrume. Einerseits wurde
der Humus mit den Ackergeräten weggezogen,
andererseits blies ihn der Sturm weg. Übrig blieben die blanken Steine.
Im
allgemeinen wurde nach der 7 Felder Fruchtfolge angebaut, jeden Acker nach
seinen Verhältnissen ( z.B.: der Dünger langte nie oder es war ein Stück, ein
Flecken ausgewintert).
Fruchtfolge:
1. Roggen oder Weizen, 2. Gerste, 3. Hafer, 4. Kartoffeln oder Mischling (gewöhnlich
Wicke mit Hafer) auch mit
Erbse oder Gerste gemischt, 5. wieder Roggen (auch eine Sommerfrucht) und
6. Klee, der für Landwirte wichtig war, die keine Wiesen hatten. Die Viehhaltung
war die Haupteinnahmequelle, deswegen musste viel Futter zusätzlich zu Grünfutter
und Heu gepflanzt werden. Getreide (Mischling, Gerste, Hafer, Roggen) wurde an
Schweine, Milch-, Mast- und Zugvieh verfüttert.
Auf
Zugtiere (Pferde, Ochsen und Kühe) wurde großer Wert gelegt. Erstens für den
eigenen Gebrauch, weil alles sehr beschwert war, zweitens Verkauf zum Schlachten
oder als Zugvieh.
Mit dem Viehhandel besserten einige ihr Einkommen auf.
Milch
wurde entrahmt, die Butter verkauft und die Magermilch
an Schweine verfüttert. Händler holten die Butter und Eier
bei den Bauern.
Größtenteils
waren Landwirte auch Handwerker und machten
vieles selber (mauern,
zimmern tischlern, wagnern und vieles mehr).
Die
Gebäude waren alle in den letzten zwanzig Jahren generell erneuert, etwa
zwanzig neu gebaut, die Dächer (die meisten mit Eternit
oder Schiefer gedeckt, nur noch wenige Schindelbedachungen) durchwegs in
Ordnung. Viele hatten auch einzelne Gebäudeteile erneuert, fast alle besaßen
Wasserleitung oder Pumpen. Fürs Vieh gab es Selbsttränken und Pflasterung in
den Stallungen sowie Jauchegruben.
Nach
der Ackerfläche hatte fast jeder zuviel Vieh. Es wurde jeder Rand und Weg sowie
alle unproduktiven Grünflächen abgemäht. Besonders die Klein-Wallsteiner
Bauersfrauen (die Besitze waren klein, die Männer gingen periodisch zur
Herrschaft Holz fällen, was einen guten Nebenverdienst brachte) holten fast täglich
zusätzlich in großen Säcken Gras aus dem Wald. Oft trugen sie die schwere
Last auf dem Rücken von weit her. Das Gras wurde im Wald parzellenweise von der
Herrschaft verkauft,
was besonders die Verlorenwasser Bauern (darunter auch einige Holzfäller)
nachfragten. Der Grasmäher war bei uns die rentabelste Maschine. Er war fast überall
zu verwenden. Nur auf den ganz steilen Hängen konnte er wegen des Wendens nicht
eingesetzt werden. Der Kartoffelroder war bei einigen auch schon im Einsatz.
Getreide,
viele hundert Doppelzentner, wurden in den landw. Speicher nach Olbersdorf
gefahren.
Hafer wurde an Fuhrwerker verkauft.
Der
Dorfweg war, seit Wallstein bestand, ein Stiefkind, besonders von Heinzendorf
heraus. Im Frühjahr, während Tau- oder Regenwetter war der Weg fast
unbefahrbar. Wallstein und Heinzendorf hatten für Wegverbesserungen ganz taube
Ohren. Es war oft unmenschlich wie die Zugtiere auf diesem weichen, lehmigen da.
1,5 km langen Weg geschunden wurden.
Die
Geldverhältnisse waren im allgemeinen bei allen Bauern gut. Alle waren Sparer,
fast jeder hatte einen Nebenverdienst. Die Frauen Zuhause waren tonangebend und
tüchtig in jeder Richtung, so waren allerhand Einlagen in der örtlichen
Raiffeisenkasse.
Einige legten ihr Geld bei auswärtigen Kassen an, damit man nicht wissen
sollte, was sie gespart hatten.
Die
Wallsteiner Bauerntöchter waren sehr tüchtig und sehr gesucht, auch wegen
ihrer Mitgift.