(Aus dem Heimatbuch
von Schulig von 1923)
Zum Schulwesen wird
überliefert, dass bis in die Mitte der 70er Jahres des 18. Jahrhunderts in
Wallstein Geistliche Unterricht hielten. Es werden dies Mitglieder des
Jesuitenordens gewesen sein, die sich neben dem Religionsunterrichte wie bekannt
auch mit dem Unterrichte in den weltlichen Gegenständen vielfach befassten.
Dieser Unterricht aber hatte nicht den Hauptzweck, die allgemeine Volksbildung
zu fördern, sondern diente fast ausschließlich nur kirchlichen Zielen,
vornehmlich zur Verbreitung und Befestigung des
römisch- katholischen Bekenntnisses. Alles andere war mehr oder minder Nebensache. Eine
Volksschule in unserem heutigen Sinne war diese Unterrichtsstätte nicht, eine
solche erhielt Wallstein erst unter der Regierung Kaiser Josefs II.
In der
Rekognitionsurkunde betreffend die Lehrergehalts-Stiftung der Herrschaft
Olbersdorf für die Volksschule Groß-Wallstein heißt es: "Im Jahre
1789
wurde in Groß-Wallstein eine neue Schule errichtet. Anlässlich der
Verhandlung zur Sicherstellung der normalmäßigen Dotation des Lehrers verpflichtet sich die Herrschaft Olbersdorf in der Dotationsurkunde vom 16. Juli
1789, dem Groß-Wallsteiner Lehrer ein Betrag von 69 Gulden 40 Kreuzer
C.-M. zu
verabreichen." Diese Verpflichtung wurde seitens der Herrschaft Olbersdorf
auch in der Schulregulierungs- Urkunde vom 7. Jänner 1854 neuerlich vom
schlesischen Landesausschusse und vom schlesischen Landesschulrat
anerkannt.
Die Errichtung einer
neuen Schule im Jahre 1789 setzt das Vorhandensein einer schon früher bestandenen alten Schule voraus, in der , wie die mündliche Überlieferung
berichtet, schon 1787 ein weltlicher Lehrer namens Josef Kaps (bis 1808) tätig
war, der in den hierortigen Tauf- und Trauungs-Matriken einigemale als Zeuge
unterschrieben erscheint, wodurch dessen Dasein genügend beglaubigt wird. In
die Zeit seiner Wirksamkeit fällt 1797 auch die Anlegung des ersten
Wochenschul-Protokollbuches.
Mit der Einführung
des Reichsvolkschulgesetzes wurde Wallstein in die dritte Gehaltsklasse mit
einem Grundgehalt von jährlich 400 fl. ö. W. versetzt. Das eingeführte
Ortsklassensystem aber fiel nach Einführung des Personalklassensystems auf
Grund des Gesetztes vom 6. November 1901.
Das Schulhaus, jetzt
Nr. 81, ist ein ebenerdiger, alter Bau, der sich mit dem Pfarrgebäude unter einem Dache befindet. Da das
Lehrerzimmer für die Schülerzahl schon zu klein
wurde, ist dasselbe im Jahre 1890 durch einen Zubau erweitert
worden.
Die Schule ist
seit
28. September 1920 eine zweiklassige öffentliche Volksschule für beide
Geschlechter. Ende 1921 besuchten 85 Kinder die Schule und zwar 40 Knaben und 45
Mädchen.
Seit
1938 gingen die Schüler von
Kuhberg auch nach Wallstein in
die Schule.
Seit der Durchführung
des Reichsvolkschulgesetzes im Jahre 1870 wirkten hier als
Lehrer und Schulleiter: Anton Scholz 1837-1876; Alois Rieger
1876-1911; die
provisorische Lehrerin
Johanna Horwitz
1911-1913; Karl Wladarsch von
1913 an (1914 in
Rußland vermißt). Während des Kriegsdienstes
vertrat Frau Hermine Horny von 1914 bis
1919 Wladarschs Dienst. Hernach
folgte der provisorische Schulleiter Bruno Hübner vom 1.9.1920 bis 1.2.1921;
Alfred Girlich Lehrer
vom 1.10.1920 -
31.8.1922 und prov.
Schulleiter
1.9.1922-31.12.1922;
Ernst
Coulon provisorischer
Schulleiter vom 1.2.1921 bis
3.8.1922; Hermann
Fiedler Lehrer 1.9.1922
- 31.12.1922; Wilhelm Ertel
prov. Schull. 1.1.1923 -31.8.1934
(seit 1.5.1927
definitiver Oberlehrer);
Alfred Girlich defin.
Lehrer 1.1.1923 -
31.1.1927; Edmund
Gebauer defin. Lehrer
1.2.1927 - 31.8.1928; Johann Januschke
defin. Lehrer 1.9.1928 -
31.8.1934 und prov.
Schul. und Oberlehrer
1.9.1934 bis zu seiner
Einberufung zur
Wehrmacht 1942 (starb in
Rußland und wurde in einem
Massengrab bei Kiew beerdigt);
Viktor Pleiner Lehrer
1.9.1934 bis zu seiner
Einberufung zur
Wehrmacht. Herta Rotter 1942-1945
(Daten: Schulig u.
Jägerndorfer
Heimatbrief 1962 Nr. 285
Rudolf Heinisch).
Späteres
Schicksal der Lehrer von
Wallstein:
Ernst
Coulon wurde am 1.9.1922
Oberlehrer der
Volksschule in
Milkendorf, Kr.
Freudenthal. Weiteres
Schicksal
unbekannt.
Alfred
Girlich kam am 1.2.1927
als Schulleiter nach
Langwasser und am
1.9.1934 als Oberlehrer
nach Gotschdorf. Er fiel
im März 1945 bei Glogau/Schlesien.
Hermann
Fidler bereitete sich
nach seinem Weggang von
Wallstein auf die
Prüfung als Turnlehrer
für Mittelschulen vor.
Weiteres Schicksal
unbekannt.
Wilhelm
Ertel kam am 1.9.1934
als Oberlehrer an die
Volksschule nach
Jägerndorf-Komeise;
nach der Vertreibung
lebte in Waldkraiburg,
Kr. Mühldorf/Inn.
Johann
Januschke starb in
Rußland.
Viktor
Pleiner starb. Ort und
Datum unbekannt.
Edmund
Gebauer kam am 1.9.1928
an die Volksschule nach
Lichtenwerden, Kr.
Freudenthal. Schicksal
unbekannt.
Bruno
Hübner ging am 1.2.1921
als Oberlehrer an die
Volksschule Kohlbach. Er
starb nach der
Vertreibung in der BRD.
Hertha
Rotter unterrichtete
nach der Vertreibung an
der Schule in Triendorf
bei Landshut. Soll noch
leben (Stand Dez. 2007).
(Daten:Jägerndorfer
Heimatbrief 1962 Nr. 285
Rudolf Heinisch)