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Der Wald – Ein guter Freund für unsere Vorfahren

Die politische Gemeinde Wallstein galt als eine Kommune mit großem Waldbesitz. Sie war von allen Seiten vom Forst umgeben. Nur von Süden, aus Richtung Heinzendorf öffnete sich der Zugang etwas.  Diesen Reichtum wussten die Bürger zu nutzen und ernteten reichlich seine Schätze. Neben Bau- und Brennholz lieferte dieser noch vieles andere mehr.

In den Wäldern in und um Wallstein wuchsen auch viele Heidelbeeren, Walderdbeeren und Himbeeren. Beides wurde gesammelt und selbst verbraucht oder weiterverkauft. Eine Sammelstelle war bei Josef Weber (Bienenvater), Verlorenwasser (VW) Nr. 30 für Himbeeren und Heidelbeeren. In der Saison roch es in der Gegend intensiv aus den Holzfässern nach den köstlichen Früchten des Waldes. Verarbeitet wurden diese z.B. in der Sodawasserfabrik Gröger in Liebthal.

Dieser Ort galt als Saftlerdorf. Kaum ein Saft, der dort nicht hergestellt und verkauft wurde. 

Im Herbst kamen die Liebthaler Frauen, die mit ihrem Dialekt etwas sangen. „Muma kafa se oach, kafa se och. Onderziehhosa, Schnoppmasserla, Kneeperbändla und Soft. Soft - Quandelbeersoft, Wacholder- und Hembeersoft. Je länger dar stieht, om so decker wird dar. Muma kafa se oach.“ So boten sie ihre Ware feil. 

War die Saison für Himbeeren und Brombeeren im Hochsommer, so wurden im Spätsommer und Anfang Herbst die Heidelbeeren und Pilze geerntet. Neben Saft ließen sich in der Küche noch andere Leckereien zubereiten. Streuselkuchen mit Heidelbeeren die die Zähne und die Zunge blau färbten, Himbeerkuchen, Buchdaln und verschiedene Marmeladen. Gerne wurden die Beeren auch als Vorrat für den Winter eingeweckt.  Bei der Beerensammelaktion haben sich die Kinder etwas Taschengeld verdient. Mit ihren flinken Fingern waren sie eifrige Helfer. Wie sie überhaupt tatkräftig bei den anstehenden Arbeiten in Haus und Hof mithelfen mussten. Kinderarbeit war selbstverständlich, ohne diese hätten manche Familien ihre vielen Esser nicht satt bekommen.  

Die älteren Schüler wurden von der Herrschaft Dr. Brunner (großer Waldbesitzer u.a. in Wallstein; hatte seinen Sitz am Ende von Heinzendorf Richtung Olbersdorf) auch zum Bäumepflanzen eingesetzt. Diese Arbeit erfolgte nach der Anbauzeit der Feldfrüchte und vor der Heuernte. Aus der  Baumschule Langwasser wurden in Körben die Setzlinge geliefert, die dann von den Heranwachsenden in den Waldboden zu verbringen waren. Es wurde eine Schnurr gespannt an der im Abstand Schleifen geknüpft waren. An jeder Markierung war ein Pflanzloch zu graben. Die Buben führten den Spaten und die Mädchen setzten die Pflanzen. Auf diese Art verdiente man sich so manche Krone, um sich etwas Besonderes leisten zu können. Ein Kracherla (Sprudel) kostete vor 1938 20, Himbeersaft 25 Heller.  

Anfang Oktober gingen jüngere Landwirte und Frauen u.a. in die umliegenden Dörfer, z.T. auch über die nahe Grenze ins Preußische z.B. nach Langebrücke zum Reisigbrechen. Die Männer stiegen mit Steigeisen an den Stämmen hoch und sägten Äste ab. Von denen wurden die starken Enden abgebrochen, um die schönen und saftigen Ästchen zu bekommen. Daher der Name Reisigbrechen. Auf direktem Weg gelangten sie nach Olbersdorf und von dort in Wagons nach Breslau und Berlin  zum Kränzebinden für Allerheiligen. Gleiches galt für Christbäume für Weihnachten. In der Schlesischen Tiefebene gab es nur Kiefern,  im Altvatergebirge wuchsen Fichten und Tannen.  

Der Winter war die Zeit des Bäumefällens. Man ging mit der Zugsäge zu Werke. Eine schwere Arbeit im Gegensatz zum heutigen Einsatz mit der Motorsäge.  Die Waldarbeiter erhielten dafür Geld und konnten zudem abends soviel Holz mit nach Hause nehmen, wie sie tragen konnten. In Wallstein wurde nur Holz gefeuert, Kohle kam nicht zum Einsatz. Wenn Schnee lag,  ließen sich größere Holzstücke auf dem festgefahrenen Weg  leichter ziehen.

Die Stämme wurden z.B. vom Wald aus Verlorenwasser durch den ganzen Ort geschleift. Dies brachte im Winter eine herrliche Rutschbahn. Wenn man sich bei Knauers VW Nr. 26 auf den Schlitten  setzte, konnte durchs ganze Dorf bis in den Winkel (Teil von Groß-Wallstein Richtung VW) gefahren werden. Eine Abfahrt von über einem Kilometer.  Dies nutzen abends nach getaner Stallarbeit Jung und Alt mit großem Vergnügen.  

Selbstverständlich wurde auch dem Wild nachgestellt. Darüber hinaus holten sich die Bauern das frische Gras für die Tiere. Alles wurde genutzt, so dass der Wald wie ausgeleckt aussah. Darauf gehe ich in nächster Zeit in einem eigenen Artikel ein.

PAF