Titelseite

Kontakte/Links

Aktuelles 

Straß/Jahrestreff

Heimatfahrten

Wallstein     

Lageplan

Gründung

Gemeinde

Menschen

Letzten Bewohner

Karte

Kirche

Schule

Vereine

Bräuche/Feste

Bilder

Kreis Jägerndorf   

Gemeinden

Geschichte     

Sudetenland

Benesch-Dekrete

700 Jahre

Vertreibung/Krieg   

Presse

Gesten

Schicksale

Gefallene

Vertreibungszüge

Literatur/Bilder

Zeitungen

Bücher

Fotos/Postkarten

Erzähl./Dialekt

aus Wallstein

Gedichte

Um den Altvater

Berichte

Bilder von der Heinrichshöhe (793 m) 

Das Schutzhaus Heinrichshöhe des MSSGV (Mährisch Schlesischer Sudetengebirgsverein (Altvaterland) e.V.)

 

 

Der August-Ausgabe 1902 des "Altvater" können wir einen Bericht über die Eröffnung des Schutzhauses "Heinrichshöhe entnehmen. Dieses Schutzhaus wäre demnach in 2002 100 Jahre alt.

Die Eröffnungsfeier des neuerbauten Touristen-Schutzhauses auf der Heinrichshöhe bei Verlorenwasser fand am 29. Juni 1902 statt. Zu der Feier waren Vizepräsident Herr Oberlehrer Kettner aus Freiwaldau als Vertreter des Zentralvorstandes, ferner Vertreter der Sektion Zuckmantel und Jägerndorf, der Gesangsclub "Biedersinn" aus Heinzendorf, sowie zahlreiche Mitglieder der Sektion Olbersdorf und endlich eine mehrere Hundert zählende Menge von Gästen aus den Ortschaften der Umgebung erschienen. 

Programmgemäß begann der gemeinsame Abmarsch in Olbersdorf um 9 Uhr früh unter den Klängen der Musik und führte die Teilnehmer durch das liebliche Goldoppatal über Heinzendorf und Wallstein bis Verlorenwasser, von wo der Aufstieg, der ungefähr 20 Minuten in Anspruch nimmt, erfolgte. Von der Veranda des Schutzhauses aus begrüßte Oberlehrer Kristen, Heinzendorf namens der Sektion Olbersdorf alle Erschienen ... und gab dem Wunsche Ausdruck, es möge der heutige Tag mit seiner schlichten Feier dazu beitragen, dass auch diese neu aufgefundenen Koppe mit ihrer unvergleichlich schönen Rund- und Fernsicht und damit auch das gesamte liebliche Goldoppatal ein Zielpunkt der Touristen werde.

Es folgt dann die Huldigen des Kaisers Franz Josef I. und der Grenznähe wegen auch des Kaisers Wilhelm II. von Deutschland. Des Nachmittags konzertierte die Musikkapelle auf der Höhe, während die Teilnehmer (400 an der Zahl) vergnügt in Gruppen an der Aussichtstafel die prächtige Rundsicht studierten, sich an derselben labten und an vom "Koppenwirt" Herrn Weber kredenzten guten Gerstensaft und diversen hungerstillenden Mitteln erquicken. "Möge das nun neu eröffnete Schutzhaus dessen Besitzer stets für kalte und warme Erfrischungen des Magens verschiedener Art vorsorgt, ein Zielpunkt für recht zahlreichen Besuch sein und möge die "Heinrichshöhe" insbesondere auch als Ausflugsort bei Schülerwanderungen auserkoren werden, sie wird es reichlich lohnen" -schloss der Bericht im Altvater 1902. (Entnommen der Zeitschrift Altvater 6/2002 des MSSGV, Kircheim/Teck).

 

 

               

Die Heinrichshöhe war weit über die Grenzen von Verlorenwasser und Wallstein hinaus bekannt und bei Wanderern und Sommerfrischlern aus Nah und Fern sehr beliebt.

Sie lag oberhalb von Verlorenwasser, Gemeinde Wallstein auf dem 793m hohen Bergrücken und wurde am 29.6.1902 vom Mährisch Schlesischen Sudetengebirgsverein (MSSGV) als Touristen-Schutzhaus mit Restauration eingeweiht. Lehrer Josef Alscher, der von 1878 bis 1918 in Langwasser seine Lehrertätigkeit ausübte, war Initiator für die Gründung der „Schutzhütte Heinrichshöhe“. Benannt wurde das Gebäude nach Heinrich von Keil. Erster Wirt war Adolf Weber aus Verlorenwasser.  

Sie entpuppte sich sofort als Ausflugsmagnet. Gleich in den ersten 4 Jahren besuchten 10.000 Personen (Zeitschrift Altvater 1.2.1906) die Heinrichshöhe. Von dort bot sich ein herrlicher Ausblick in alle Richtungen. Ob Altvater, Burgberg Kirche in Jägerndorf, Beskiden oder die preußische Ebene, alles lag dem Besucher vor seinem Auge. Schulklassen freuten sich, wenn der Ausflug auf den höchsten Punkt von Verlorenwasser angesagt war. Auf der angrenzenden Wiese konnten sich die Kinder austoben. Auch der Schüler Erwin Ott, später Lehrer und bekannter Heimatdichter, war mit seiner Schulklasse dort. Er schrieb in seinen Aufzeichnungen „Aus meinem Leben“: „So kam ich als Junge zum erstenmal in die Bergheimat,“ (Anmerkung: gemeint ist Wallstein) „in der ich zwei Jahrzehnte später ein steter Gast werden sollte, um mir, wieder wenige Jahre später, in ihr ein Landheim zu bauen und ein glücklicher Mensch zu werden.“ Adolf Weber wurde Otts erster und bester Freund in der Bergheimat. Nach Webers Tod folgte Karl Hertenberger aus Verlorenwasser als Wirt des Schutzhauses der zusammen mit seiner Tochter Dolfi die Gäste bestens versorgte.

Als letzter von insgesamt drei Gastwirten folgte vermutlich Anfang der 30iger Jahre Karl Schittenhelm aus Heinzendorf mit seiner tschechischen Frau Alosia. Sein Vater war Uniformschneider und er erlernte auch das Schneiderhandwerk. Geradezu gerühmt wurden die Kochkünste der stets freundlichen und allseits beliebten Alosia Schittenhelm. Ein besonderer Genuss waren ihre Brathändel oder das Rehpeischl. Trotz einfachster Verhältnisse - es gab keinen Strom, keinen Kühlschrank, kein fließendes Wasser - versorgte sie auch größere Gesellschaften. Der Saal faste ca. 60 – 70 Personen. Apropos Wasser: Erst kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde auf der Heinrichshöhe ein Brunnen gegraben. Vorher gelangte das kostbare Nass auf dem Rücken mit einer Butte zur Gaststätte. Für den Träger gab es 50 Heller. Kinder erhielt für ihre kleinere Butte ein „Kracherla (Sprudel)“. Ob Ausflugsgesellschaften, Wandervereine, Jagdclub oder Tanz. Es war immer etwas los beim Koppenwirt, wie der jeweilige Pächter auch genannt wurde. Viele der Gäste kamen mit dem Zug bis Olbersdorf und traten dann den Fußmarsch von ca. 7 km bis nach Verlorenwasser an. Die etwas betuchteren ließen sich von den Wallsteiner Bauern mit einer Kalesche abholen. Später bestand eine Busverbindung bis Heinzendorf.

Das Ehepaar Schittenhelm bewirtschafteten das Gasthaus von Mitte April bis zum ersten Schnee. In der übrigen Zeit wohnten sie vermutlich in Verlorenwasser in der Heinischei Nr. 4. Er verdiente sich mit Schneiderarbeiten ein Zubrot und sie half mit ihren Kochkünsten bei den Bauern, insbesondere wenn Feste angesagt waren, aus.

1941/42, als der schreckliche Krieg das gesellschaftliche Leben lähmte, war es zu Ende mit der geliebten Heinrichshöhe. Karl Schittenhelm übernahm die Bahnhofsgaststätte in Hennersdorf, da der dortige Wirt einrückte. Nach Kriegsende musste auch Herr Schittenhelm Repressalien über sich ergehen lassen, obwohl seine Frau Tschechin war. Diese Erlebnisse veranlassten sie, sich auch der Vertreibung „anzuschließen“. In Pocking/Bayern sind sie begraben.

 

Heute erinnert neben den Resten der Grundmauern noch der etwas renovierte Gedenkstein mit der jetzigen Inschrift: „Heinrichsruhe“ für „Heinrichshöhe“ an die alten Zeiten. Der Wald hat zwischenzeitlich alles in Besitz genommen und die ehemalige herrliche Aussicht ist versperrt. Dem Besucher bleiben nur die Erinnerungen an seine Kindheit und die unendliche Trauer über das unmenschliche Schicksal der Vertreibung aus seiner Heimat.

an Holzschlägern jedem sich dort Ansiedelnden einen Zinsfleck im Ausmaße von 3 Joch 400 Quadratklafter überließ.