Titelseite

Kontakte/Links

Aktuelles 

Straß/Jahrestreff

Heimatfahrten

Wallstein     

Lageplan

Gründung

Gemeinde

Menschen

Letzten Bewohner

Karte

Kirche

Schule

Vereine

Bräuche/Feste

Bilder

Kreis Jägerndorf   

Gemeinden

Geschichte     

Sudetenland

Benesch-Dekrete

700 Jahre

Vertreibung/Krieg   

Presse

Gesten

Schicksale

Gefallene

Vertreibungszüge

Literatur/Bilder

Zeitungen

Bücher

Fotos/Postkarten

Erzähl./Dialekt

aus Wallstein

Gedichte

Um den Altvater

Berichte

 

Am 14.10.2007 60ster Todestag unseres Heimatdichters Erwin Ott

                                                                                                          

 

Wohl der bekannteste Bewohner Wallsteins war der 1892 in Jägerndorf geborene Fachschullehrer und Heimatdichter Erwin Ott, der vor 60 Jahren, am 14. Oktober 1947 in See bei Parsberg an den Folgen der im Troppauer Arbeitslager und hinter Gittern in Jägerndorf erlittenen Qualen starb.

Bereits als Schüler lernte er, wie er in seinen Aufzeichnungen „Aus meinem Leben“ vermerkt, Wallstein, die Heinrichshöhe und damit seine „Bergheimat“ kennen und lieben, in der er zwei Jahrzehnte später ein steter Gast werden sollte. Fr. Peschel schreibt über Erwin Ott anlässlich seines 10. Todestages am 14.10.1957: „Die Heinrichshöhe bei Olbersdorf hatte es ihm angetan. Dort war er wie zu Hause, ganz gelöst, nur der schönen Natur hingegeben. Als wir den Alscherstein (Denkmal für den Lehrer Alscher aus Langwasser, den Gründer der Heinrichshöhe) enthüllten, kam es mir zu Bewusstsein, dass es keinen schöneren Ort gäbe als diesen, wenn wir Erwin Ott einmal ein Denkmal setzen könnten“.

Einer seiner ersten und besten Freunde in der Bergheimat wurde Adolf Weber, VW 13, Vater von Franz Weber, mit dem er, wenn er auf Ferienurlaub auf der Heinrichshöhe war, häufig zusammentraf. Als Herr Weber am 23.10.1929 starb war Ott bei der Beerdigung in Wallstein anwesend und beschreibt diesen letzten Gang in die Ewigkeit sehr eindringlich: „ Ich nahm mir frei und fuhr hinauf. Auf dem Dorffriedhof senkten wir ihn ins Grab. Die Dorfmusik spielte. Der Kirchenchor sang. Die Berge sahen in das offene Grab. Sonne huschte noch einmal über den Sarg in der Grube. Meine Hände zitterten ein wenig, als ich drei Schollen meinem Bauernfreund Adolf Weber mit in die Grube gab.“

Welche Zuneigung, welche Begeisterung und Freude er für Wallstein und seine Umgebung hatte, soll nachstehendes kennzeichnen. In einem kurzen Artikel „Ferien vom Ich“ schreibt er unter dem Synonym „Eckhart“ als er den Trubel, den Lärm der Stadt nicht mehr ertragen kann:  „Wohin soll ich fliehen, wo finde ich Frieden und himmlische Ruhe; wo man Gottes Atem hören kann. Eckhart entsinnt sich eines kleinen Gebirgsdorfes (Wallstein), das in ein schmales Tal sich schmiegt, von Bergen behütet, von einem Bach durchsungen. Eines Gebirgsdörfchens, in das bisher nicht einmal eine gehörige Straße führt. Auf dem höchsten der umgebenden Berge blinkt ein kalkgestrichenes Schutzhaus (Heinrichshöhe). Von dem sieht man weit, weit in die Lande. Im Schutzhaus ist ein Fremdenzimmer. Vier Wochen lebte Eckhart hier, vier ungeahnt selige Wochen. Weit am Horizont sieht er seine Heimatstadt liegen, die alte, rußige und doch so geliebte Fabrikstadt (Jägerndorf). Eines Tages sind Ruhe und Schönheit zu Ende. Ist das Muss der Rückkehr in die Stadt da. Eckhart packt wehmütig den Rucksack. Geht noch einmal über die Bergwiesen. O du liebes, herrliches Land!“

1937 stillte er endgültig seine Sehnsucht nach seiner Bergheimat und baute sich in Wallstein Nr. 53 im Winkel ein eigenes Haus, das er immer sein Paradies nannte, um dort zu leben und zu schreiben. Viele prominente Persönlichkeiten waren bei ihm in seiner Idylle zu Gast. Die Grundmauern Ott-Lehrers Hauses hatten Appel Alois VW 6 und Karl Freitag VW 10 errichtet. Das Gebäude steht heute noch. Übrigens heiratete der katholische Erwin Ott die evangelische Lehrerin Hedwig Richter am 26.8.1937 vor dem Pfarramt in Würbenthal, in der Kapelle zu Gabel.

 

Erwin Ott war ein bekannter sudetendeutscher Lyriker, Romandichter und Schriftsteller und hat viele Werke geschaffen. 

In seinem Erlebnisroman „Die Gefesselten“ (1946) schilderte er in der Person des Arnold Moschner (Familienname seiner Großeltern) seine Qualen in tschechischen Lagern (Ott wurde am 26.5.1945 verhaftet und verschleppt). Wir erleben dort die satanische Vertreibung der Sudetendeutschen. An vielen Stellen in seinem autobiographischen Roman berichtet er über Wallstein mit dem Synonym „Bergheimat“ über Ereignisse die nach seiner Verhaftung ab Juni 1945 dort vorgingen und wie unmenschlich mit den unschuldigen Bergbauern umgegangen wurde. So trifft er im Gefängnis auch seinen verhafteten Nachbarn Josef Appel WS 2, auch Trompeten-Appel wegen seiner musikalischen Profession genannt. Er wurde eingesperrt, weil er seine Musikinstrumente nicht abgeliefert hatte. Auch die Plünderung von Wallstein durch die Tschechen am 26. Oktober 1945 findet Erwähnung. Neben weiteren Begebenheiten beschreibt er noch in seinem Roman die Qualen, die dem Heger Schnaubelt von Kuhberg von den Tschechen zugefügt wurden.

Erwin Ott liebte die Natur und verlebendigte und vermenschlichte sie in seinen Romanen und Gedichten. Zugleich war er ein religiöser Mensch. Dies brachte er auch in seinen Schriften immer wieder zum Ausdruck. Den Herrgott sieht er als seinen Freund an, der ihm im Wanken und Stützen beisteht und ihn in sich selig werden lässt.

Sein Traum die Heimat wieder deutsch zu machen, indem Gott der Feinde Hass und Macht über Nacht zerschlagen wird, ist leider nicht eingetreten.

Es gibt wohl niemanden, der unsere Heimat Wallstein so verherrlicht und gepriesen hat wie Erwin Ott. Gedenken wir seiner anlässlich seines 60sten Todesjahres mit Hochachtung und in Dankbarkeit.

 

PAF